Besondere Pferde- Lehrmeister und Wegbegleiter


Zuallererst sind da natürlich meine eigenen Pferde zu nennen, aber auch viele Pferde meiner Reitschüler haben mir ganz ganz viel beigebracht! Und diesen ist diese Seite gewidmet.

Hannibal 

Hannibal war mein erstes eigenes Pferd, welches nach beharrlichem Betteln und Quengeln von meinen Eltern für mich gekauft wurde. Von ihm lernte ich, dass ich leider nicht reiten kann, nur weil ich auf braven Schulpferden so meine Kreise gezogen hatte. 
Ich lernte auch noch unendlich viel mehr von ihm, was ich vielleicht mal veröffentlichen werde, es würde hier absolut den Rahmen sprengen. Er hat mich 19 jahre lang begleitet, bis er leider im Juni 2016 aufgrund einer Kolik eingeschläfert werden musste. Vielen Dank für allesmein Bester! Durch dich lernte ich Geduld, die Nerven behalten die Notwendigkeit der Gymnastizierung, Durchsetzungsfähigkeit, Dankbarkeit, Demut und so unendlich vieles mehr.  Durch dich bin ich dorthin gekommen, wo ich jetzt stehe und du hast meinem Leben die entscheidende Richtung gegeben.  

Akado

Im Sommer 2013 kaufte ich Akado als Jährling in Dänemark. Er ist mein Nachwuchspferd und bringt mir mit seiner sonnigen, fröhlichen Art unglaublich viel Spaß. Er hat mir gezeigt, wie unbeschwert und fröhlich und leicht ein junges Pferd lernt, welches nichts Schlechtes kennt und dem Menschen gegenüber offen und unbefangen ist. Ich lerne durch ihn, auch mit einer Fröhlichkeit und Unbeschwertheit an Dinge heranzugehen und noch mehr auf mein Gefühl zu hören anstatt auf absolute Kontrolle zu setzen. Er zeigt mir auch, wie einfach Dinge für Pferde umzusetzen sind, wenn ihr Körper, ihre Seele und ihre Haltung dem keine Hindernisse in den Weg stellen. 

 

Pferde von Reitschülern


Natürlich ist jedes Pferd eine besondere Persönlichkeit, aber es gibt auch unter Ihnen einige, die ich gerne vorstellen will, weil auch ich etwas wertvolles von Ihnen gelernt habe. 

Wina
Vor einigen Jahren war ich zu einer Probestunde in einem Dorf bei Wina. Eigentlich hatte mich die Freundin von Winas Besitzerin für ihr eigenes Pferd geholt. Doch auch bei Wina und ihrer Besitzerin gab es einiges zu tun. 
Wina ist der "Klassiker" unter den falsch verstandenen Pferden gewesen. Sie hat hervorragende Holsteiner Papiere und war nur einige cm am Traummaß vorbei- aber alles andere für ein Spitzenpferd steckt in ihr: leistungsbereit, sensibel, aufmerksam, hochintelligent- und mit einem Körperbau, der ihr selbst manchmal noch zu viel Power hatte. Eigentlich wollte ihre Besitzerin Wina verkaufen, sie "hätte keinen Draht" zu der Stute, sie hätte Angst vor ihr, man hätte ihr gesagt, sie würde dieses Pferd niemals reiten können, die Stute sei gefährlich. 
Ich sah ein hochsensibles Pferd, dass in all seinem Bemühen zu kommunizieren mißverstanden und bestraft worden war. Das man ignoriert und versucht hatte, in Form zu pressen und klein zu machen. Hatte nicht so gut geklappt. Doch Winas Besitzerin ist sehr klug und sensibel und ließ sich darauf ein, mit Wina erstmal Bodenarbeit zu machen. 2 Jahre waren wir am Boden, übten korrektes Laufen im Schritt und Trab, Angaloppieren ohne losheizen und Cross-Motorrad-Kurvenlage, Weichen, Übertreten, Schulterherein... 
Inzwischen sind Wina und ihre Besitzerin wie Pech und Schwefel, es wird ausgeritten- ohne Angst, einfach weil Wina sich nun verständlich machen darf und verstanden wird, sie fein und aufmerksam geritten wird und ihre Intelligenz nicht unterdrückt, sondern berücksichtigt wird. 
Kluge Pferde erfordern kluge aufmerksame Reiter- hier hat alles geklappt und aus dem "Ich habe Angst/verkaufe sie/ist gefährlich" ist der Seelentröster geworden.

Willi
Willi ist ein Tinker. Ein großer Tinker. Vielleicht auch ein Tinker-Shire-Mix. Er wurde etwa 6 Jahre lang auf einer Koppel "vergessen" und lebte dort mehr oder weniger gut versorgt als Hengst vor sich hin. Dann kam er zu seiner jetzigen Besitzerin, wurde kastriert und sollte nun Reitpferd werden. Nun ist Willi nicht besonders klein, sondern fast 170 groß. Er hat ein selbstbestimmtes Leben geführt und ist daher auch sicher, dass er sich selbst um alles kümmern kann und lässt sich so schnell nichts erzählen. Er konnte instinktgesteuert und frei leben, was auch seine Intelligenz und Persönlichkeit stark ausgeprägt hat. Als ich anfing. mit Willi und seiner Besitzerin zu arbeiten, war vorher schon mithilfe eines anderen Trainers versucht worden, Willi zu dominieren und zum Gehorsam zu zwingen. Es war in Richtung "Hardcore-Horsemanship"  abgedriftet und Willi war zunehmend aggressiv bei der Bodenarbeit gegenüber seiner Besitzerin geworden, bedrängte sie, droht, schlug gezielt aus. Bis zur gefährlichen Eskalation fehlte nicht mehr viel. 
Ich habe Willi gezeigt, dass ich seine Intelligenz und ihn als Persönlichkeit respektiere. Ihm viele Pausen gegeben und ihn nicht mit endlosen Wiederholungen ewig gleicher Unterordnungs-Übungen gereizt. Er hat gelernt, dass es sich lohnt, mitzumachen und auf ihn Rücksicht genommen wird. Inzwischen wissen wir, dass Willi Stangenarbeit ganz toll findet, er im Schritt und Trab zunehmend seine Balance findet - und er hat gelernt, dass er zwar zeigen darf, wenn ihn was nervt oder er müde wird, er dies aber nicht in Form eines Angriffs tun soll. Es war für Willi ganz wichtig, dass man ihn als auch innerlich erwachsenes Pferd, das gelernt hat, sich auf sich selbst zu verlassen und zu entscheiden als Persönlichkeit respektiert. Tut man dies, ist er aufmerksam, motiviert, sehr feinfühlig und lernt ausgesprochen gerne neue Dinge. Dauerhaftes "Dominanztraining" war für ihn pure Provokation und hat ihn richtig wütend gemacht, da er sich nicht "kleinmachen" lassen wird. Respekt ist etwas Gegenseitiges- und respektvoll und fair, aber fordernd kann man auch mit GROßEN Tieren umgehen.

Miss Cookie Brown
Cookie gehört meiner besten Freundin und ich durfte sie damals für meinen Trainer B Schein als Lehrgangspferd mitnehmen. Ich bin sehr froh, dass ich durch Cookie- im Vergleich zu Hannibal- gelernt habe, wie schnell, reaktiv und sensibel ein Pferd sein kann. Cookie hat viel Trakehnerblut in sich, aber kein einfaches Exterieur. Mit Leistungswillen, aber auch deutlichen körperlichen und konzentrationsmäßigen Grenzen zusammen mit einer extremen Sensibilität konnte ich viel durch sie lernen und mitnehmen. Vor allem hat sie mir gezeigt, wie sehr unsere Gedanken unseren Körper beeinflussen, denn vor einigen Jahren noch wurde sie extrem aufgeregt, wenn man nur darüber nachgedacht hat, vielleicht nachher noch zu galoppieren. Inzwischen ist auch Cookie älter und rittiger geworden, ihre Sensibilität ist in gute Bahnen gelenkt und sie ist ein großes Multitalent. Sie kann nun problemlos in der Bahn galoppieren, wird in allen Gangarten im Halsring ausgeritten, beherrscht Zirkuslektionen und ist körperlich fitter als noch vor einigen Jahren.